Landstromversorgung für den Hafen Aarhus
Der Hafen von Aarhus hat sich das Ziel gesetzt, CO₂-Emissionen signifikant zu reduzieren und eine nachhaltige Energieversorgung für anlegende Schiffe zu schaffen. Dazu wird am bestehenden Containerterminal eine moderne Landstromversorgung etabliert. Die Inros Lackner SE begleitet das Projekt als Planer und Berater, um den Hafen zukunftssicher und umweltfreundlich zu gestalten. Das Vorhaben wird in zwei Phasen realisiert, wobei der Fokus auf der Einhaltung internationaler Standards und maximaler Flexibilität liegt.
Technische Anforderungen und Normen
Die Landstromversorgung im Hafen Aarhus basiert auf den internationalen Standards der Norm IEC/IEEE 80005-1, die für den Anschluss von Containerschiffen klare Vorgaben festlegt. Demnach muss jeder Anschlusspunkt eine Leistung von 7,5 MVA bei Mittelspannungen von 6,6 kV oder 11 kV und bei Frequenzen von 50 Hz und 60 Hz bereitstellen. Diese Spezifikationen gewährleisten eine sichere und flexible Energieversorgung, die den Anforderungen moderner Container- und Feederschiffe entspricht.
Mit einer Anschlussleistung von 7,5 MVA kann beispielsweise ein Schiff die gleiche Energiemenge beziehen, die etwa 4.500 Haushalte versorgen könnte. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie leistungsfähig die geplanten Landstromanlagen sein werden. (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Durchschnittlicher Haushaltsstromverbrauch, 2023)
Im Zentrum des Projekts steht die Onshore Power Station, die für eine zuverlässige Stromübergabe an die anliegenden Schiffe sorgt. Um die benötigte Leistung bereitzustellen, werden mehrere Containertransformatoren zusammengeschaltet. Dies ermöglicht die flexible Bereitstellung von 50 Hz und 60 Hz sowie eine Stromübergabe auf der Mittelspannungsebene von 6,6 kV und 11 kV. Die modulare Bauweise der Onshore Power Station stellt sicher, dass die Anlage an zukünftige Anforderungen angepasst und erweitert werden kann.
Projektablauf: Umsetzung in zwei Phasen
Phase 1: Aufbau der Grundversorgung bis 2026
In der ersten Phase wird die Landstromversorgung für zwei Schiffe gleichzeitig realisiert: Die OPS-Anlage ist so konzipiert, dass sie in der ersten Phase zwei Schiffe – einen Mainliner mit einer Leistung von 7,5 MVA und ein Feederschiff – gleichzeitig versorgen kann.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Nutzung von mobilen Cable Management Systemen (CMS), hier: Energiekettensystemen. Diese Systeme ermöglichen eine flexible Energieübergabe, unabhängig von der genauen Liegeposition der Schiffe. Die bis zu 400 m langen Energieketten werden entlang der 1,3 km langen Kaianlage montiert und können bedarfsgerecht positioniert werden.
Phase 2: Erweiterung der Kapazitäten bis 2030
In der zweiten Phase wird die Kapazität der Onshore Power Station ausgebaut, sodass insgesamt fünf Schiffe gleichzeitig versorgt werden können. Dies beinhaltet entweder einen Mainliner und drei Feederschiffe oder fünf Feederschiffe.
Technische Komponenten im Überblick |
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"The project is an important part of our climate neutrality strategy and will ensure the climate-friendly handling of container ships in the port and in future expansions. The tasks were always completed on time by INROS LACKNER, reliably and within budget with the highest quality. We confirm your exceptional commitment to this project and look forward to future projects with you. We also recommend INR0S LACKNER SE for similar services.”
Jens Dissing, Project Manager, Port of Aarhus
Berechnung der CO₂-Einsparungen
Ein zentrales Ziel des Projekts ist die signifikante Reduktion der CO₂-Emissionen. Während der Liegezeit können die Schiffe ihre Dieselgeneratoren abschalten und auf die emissionsfreie Landstromversorgung umstellen.
Die CO₂-Berechnung basiert auf einem Ansatz der US-Umweltschutzbehörde (EPA). Für die Berechnung werden folgende Faktoren berücksichtigt:
- Leistungsbedarf der Schiffe (kW)
- Liegezeit in Stunden (h)
- Emissionsfaktor des Treibstoffs (g/kWh)
Ergebnisse der CO₂-Einsparung
Die Berechnungen zeigen beeindruckende Ergebnisse:
- Maersk Line: Der aktuelle CO₂-Ausstoß beträgt 790 Tonnen pro Jahr. Durch die Landstromversorgung sinkt dieser Wert bis 2027 auf 221 Tonnen. Ab 2028 wird der Hafen durch die Nutzung von 100 % Ökostrom CO₂-neutral arbeiten, was zu 0 Tonnen CO₂ führt.
- Eimship/RAL: Der aktuelle CO₂-Ausstoß beträgt 922 Tonnen pro Jahr. Dieser Wert wird durch den Landstrom bis 2028 auf 0 Tonnen sinken.
Insgesamt ergibt sich bereits in der ersten Phase eine jährliche CO₂-Einsparung von 1.712 Tonnen durch die Versorgung der Schiffe mit emissionsfreiem Strom.
Status und Projektfortschritt
Die Ausschreibungen für die Hauptkomponenten des Projekts wurden im Dezember 2024 abgeschlossen. Die Firmen PowerCon (für die OPS) und SFT/IGUS (für die CMS) erhielten den Zuschlag. Die erste Phase des Projekts, die mit rund 12 Millionen Euro netto veranschlagt ist, wurde bereits gestartet und soll bis 2026 fertiggestellt werden. Als Berater des Hafens Aarhus werden wir die Realisierung des Projekts bis zum Abschluss begleiten. Die weitere Ausbauphase ist bis spätestens 2030 geplant und bereits als Option vertraglich gebunden.
"Das Projekt ‚Landstromanlagen in Aarhus‘ steht exemplarisch für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber. Mit einem klaren Fokus auf nachhaltige Werte tragen wir aktiv zur Dekarbonisierung der Containerschifffahrt bei. Ich freue mich, dass wir mit unseren Lösungen eine zukunftsfähige Gestaltung der Schifffahrt fördern und damit eine Kundenzufriedenheit sichern.”
Tobias Günzl, Department Head, Maritime and Hydraulic Structures
Fazit: Nachhaltige Hafenentwicklung durch moderne Technologien
Das Landstromprojekt im Hafen Aarhus ist wegweisend für eine nachhaltige Hafenentwicklung und CO₂-Reduktion. Durch den Einsatz modernster Technologien, wie modularen Onshore Power Station und flexiblen Cable Management Systemen, wird die Umweltbelastung erheblich verringert und eine zukunftssichere Infrastruktur geschaffen. Die Inros Lackner SE begleitet dieses zukunftsweisende Projekt als verlässlicher Partner und trägt dazu bei, den Hafen Aarhus umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten.